Freitag, 11. Februar 2011

Der letzte Tag des Weltsozialforums

Ob es jetzt 90.000 oder 50.000 Menschen waren, die vom 06. bis 11. Februar 2011 in der senegalesischen Hauptstadt Dakar am 10. Weltsozialforum teilnahmen – beide Zahlen wurden beim Abschluss des Forums genannt, ist sicher für die Statistik interessant, für die Einschätzung des Forums aber letztlich nachgeordnet.  Auf jeden Fall waren es mehr als erwartet, das zweite WSF auf dem afrikanischen Kontinent war ein erfolgreiches Forum. Es war wiederum ein Lernort für das Lernen, die über Jahre hinweg eingeübten Strukturen funktionierten letztlich dann doch. Die internationalen Vernetzungsprofis fanden die Räume für ihren wichtigen Austausch, die lokalen Organisationen, kleinen NGOs und Kooperativen fanden offene Ohren und Zuspruch. Obwohl mit Evo Morales und Lula da Silva zwei  lateinamerikanische Politiker angereist waren und auf dem Forum sprachen, war dieses Treffen in Dakar doch so wenig ein Forum mit „Pop-Star“-Charakter wie kein anderes zuvor. Die thematischen Diskussionen spielten eine viel größere Rolle als die großen politischen, kämpferischen Manifeste und Parolen. Und es waren „afrikanische“ Themen wie Landraub, Ressourcenverbrauch, Ernährungssicherheit, Fischereirechte, die Rolle Europas in Afrika, Migration etc. die die Agenda bestimmten. Es waren die afrikanischen TeilnehmerInnen, die das Forum wirklich prägten, überraschend viele waren aus verschiedenen westafrikanischen Ländern wie Mali angereist, insgesamt waren Menschen aus 45 afrikanischen Staaten vertreten.

Und natürlich war die aktuelle Situation in Ägypten (auch in Tunesien) ein sehr präsentes Thema. Und es gelang am Abschlusstag des Forums vor der ägyptischen Botschaft eine Demonstration mit mehreren hundert TeilnehmerInnen durchzuführen, ohne dass die Polizei eingriff. Insofern ein Produkt des Sozialforums, da im Senegal ein Demonstrationsverbot herrscht. Die Nachricht vom Abgang Mubaraks war dann für viele auch der krönende Abschluss des sechstägigen Treffens. Bei der „Versammlung der Versammlungen“ wurde die „ägyptische Revolution“ frenetisch bejubelt und nicht wenige werden dabei auch an die Situation in ihren Heimatländern gedacht haben, sicher viele AktivistInnen aus dem Maghreb, aber auch bestimmt manche Studentin bzw. mancher Student aus dem Senegal, deren soziale Perspektiven ebenso schlecht ist wie die ihrer KollegInnen in Tunesien. Die internationalen TeilnehmerInnen des Weltsozialforums machten sich am Freitagabend wieder auf die Heimreise. Es liegt jetzt auch ihnen und vor allem an den Vernetzungsprofis, die Ergebnisse und Vereinbarungen der thematischen Achsen des Forums in ihre Länder und auf die lokale wie praktische Ebene herunter zu brechen und eine klare wie unmittelbare Sprache dafür zu finden.