„Solidarity, not Charity“ – Auf dem Weg zu einem neuen Gewerkschaftsinternationalismus

Welche Organisationsformen werden gebraucht, um die Interessen der vielfältig fragmentierten Arbeiterklasse durchzusetzen und so die global organisierte Macht des Kapitals herauszufordern? Diese Frage diskutierten viele Partner der internationalen RLS-Büros und weitere befreundete Gewerkschafter_innen aus Brasilien, Mexico, Costa Rica, Argentinien, Indien, Burkina Faso, Guinea, Tunesien, der Türkei, Kroatien und Deutschland im Rahmen des RLS-Workshops „Modes of Organising Global Labour Solidarities“. Das Spektrum reichte von der dreiköpfigen Delegation des globalen Gewerkschaftsdachverbands IndustriALL (geleitet vom Beigeordneten Generalsekretär Fernando Lopes) bis zu der alternativen kroatischen Gewerkschaft Novi Sindikat mit knapp 4.000 Mitgliedern. Von deutscher Seite nahmen u.a. Kolleg_innen der Jungen GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft), der Hans-Böckler-Stiftung und der von der IG Metall kommende Sozialattaché der Botschaft teil sowie Kolleg_innen der RLS aus Berlin, Dakar und Brüssel.

Vor allem der Erfahrungsaustausch zwischen den Gewerkschafter_innen in Bezug auf Erfahrungen mit internationaler Solidarität stand im Mittelpunkt. So berichtete z.B. ein Genosse der türkischen Gewerkschaft DISK von der Unterstützung eines Arbeitskampfes in der Türkei mit dem Logistikkonzern UPS durch türkisch- und kurdischstämmige Kolleg_innen aus Deutschland, die sogar in einer ganz anderen Branche organisiert sind (Nahrung Gaststätten Genussmittel). Klar war dabei, dass  „Solidarity, not Charity“ (Gautam Mody, New Trade Union Initiative, Indien) das Ziel ist: gemeinsames Handeln als Lohnabhängige mit dem organisierten Kapital als dem gleichen Gegner, nicht einseitige Hilfe für die Schwachen.

Zielvorstellungen für eine neue Architektur der globalen Gewerkschaftsorganisation und konkrete Schritte auf dem Weg hierin wurden entsprechend auch am Ende entwickelt. Hierzu gehörte z.B. die Schaffung eines gemeinsamen (!) globalen Dachverbands der auf entsprechenden Organisationen auf nationaler und regionaler Ebene aufgebaut ist, alle Teile der Arbeiterklasse vereint und klassenkämpferisch und internationalistisch ausgerichtet ist. Eine solche Organisation wäre dann auch in der Lage, Organisationsstrukturen auf der Ebene der globalen Konzerne zu entwickeln und diese Konzerne zu attackieren.

Konkrete vorgeschlagene Schritte waren u.a. ein organisatorischer Mechanismus, um eine Allianz von Gewerkschaften und (anderen) sozialen Bewegungen zu ermöglichen, innergewerkschaftliche Demokratie, kritische Analyse der bestehenden Erfahrungen, mehr Aktionseinheit, direkte Aktionen, die Bildung eines Think-tanks für progressive Gewerkschaftspolitik und nicht zuletzt die Etablierung eines Netzwerks linker Gewerkschaften in den bestehenden regionalen und globalen Dachverbänden.