Eröffnung des Weltsozialforums in Montreal von hunderten abgelehnten Visaanträgen überschattet

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Gestern begann in Montreal das erste Weltsozialforum (WSF) in einer Stadt des Globalen Nordens. Diese Entscheidung war bereits im vergangenen Jahr beim WSF in Tunis von zahlreichen Akteuren aus dem Süden kritisiert worden. Man befürchtete, was nun auch eintrat: Rund 70 Prozent der Visaanträge von TeilnehmerInnen aus Ländern des Südens sind, Angaben der Mayfirst/People Link-Bewegung, von den kanadischen Behörden abgelehnt worden. Insgesamt soll dies mindestens 200 AktivistInnen aus dem sub-saharischen Afrika, aber auch aus dem Iran, Nepal und Haiti betreffen (www.lapresse.ca/actualites/201608/05/01-5007752-le-canada-refuse-des-visas-a-plus-de-200-participants-au-forum-social-mondial.php). Allein aus dem Umfeld von May First/People, die u.a. für einen alternativen und kollektiven Umgang mit digitalen Medien und Internet Providern eintreten, wurde 20 Menschen die Einreise nach Kanada verweigert. May First ruft die TeilnehmerInnen und OrganisatorInnen des diesjährigen WSF dazu auf, diese Petition gegen die Migrationspolitik der kanadischen Regierung zu unterzeichnen (outreach.mayfirst.org/civicrm/petition/sign?sid=2&reset=1). Bilal Al-Jouhari, Mitarbeiter der marokkanischen NGO Gadem, die sich für die Rechte von Migrierenden in Nordafrika einsetzt, gibt an, dass allen AntragstellerInnen der marokkanischen „Platform of migrants associations“ das Visum für Kanada verweigert wurde.

Auch Trésor, wie Bilal Al-Jouhari ein Teilnehmer der 25 Menschen zählenden Delegation der Rosa-Luxemburg-Stifung in Montreal, erhielt kein Visum, obgleich der aus Kamerun stammende und in Berlin lebende Aktivist von der „Coalitión Internationale des Sans Papiers et des Migrants“ (CISPM/Voix des Migrants) über einen unbefristeten Aufenthaltstitel in Deutschland verfügt. Auch mehrere Einladungen der RLS und ihrer kanadischen Partnerorganisation „Alternatives“ sowie ein persönliches Schreiben der RLS-Geschäftsführung konnten die kanadischen Behörden nicht umstimmen. Trésor sollte gemeinsam mit Bilal Al-Jouhari und anderen als Redner an dem von der RLS organisierten Workshop „Border Struggles and Migrants‘ Rights Movements in a Global Perspective“ am WSF teilnehmen.

Wir veröffentlichen hier stattdessen eine Video-Grußbotschaft, in der er über den Kampf der Geflüchteten in Deutschland und Europa für ihre Rechte, über die europäische Abschottungspolitik und Migrationsursachen im sub-saharischen Afrika spricht: