Lost in translation. Lost in space

Am Samstag fand das WSF im Parc Jarry, etwa eine halbe Stunde ÖPNV vom Zentrum entfernt, statt. Keine gute Wahl. Ob der Grund beim Dauerregen, der Entfernung oder der methodischen Verworrenheit zu suchen ist, sei dahin gestellt, aber es nahmen nur wenige hundert Menschen an der geplanten „Convergence“ (Zusammenführung) teil. Von Mittwoch bis Freitag hatten sich nachmittags Aktivist_innen und Organisationen in Diskussionsforen zu den dreizehn Querschnittsthemen des WSF getroffen: Ökonomische Alternativen, Recht auf Kommunikation, Frieden und Entmilitarisierung, Dekolonisierung und Selbstbestimmung, Klimagerechtigkeit, Internationale Solidarität, Globale und soziale Menschenrechte, Kampf gegen Rassismus, Patriarchat und Fundamentalismen, Kampf gegen Finanzdiktatur und für gerechte Ressourcenverteilung, Migration und Bewegungsfreiheit, Demokratie und Partizipation, Arbeitswelt im Neoliberalismus, kultureller Ausdruck für eine andere Welt (Übersetzung und Zusammenfassung der Autorin).

Am Samstag wurden diese Themen erneut mit Interessierten diskutiert und die geplanten Aktionen dem Plenum  vorgestellt. Ziel war die Erstellung eines globalen Aktionsplans für die sozialen Bewegungen.  Dieses Ziel konnte nur begrenzt umgesetzt werden, da der Raum in den rasch aufgestellten Zelten zu klein, die Teilnahme zu gering war und es außerdem keine Übersetzung gab. Eine nepalesische Teilnehmerin der rls-Delegation fasste ihren Eindruck treffend mit „I am lost in translation“ zusammen.

Aufgrund dieser Situation verloren sich im Verlaufe des Tages immer mehr Teilnehmer_innen auf der angrenzenden Ökomesse wo Elektroautos, Biomüsli und Ökomode angeboten wurden.  Die Abendveranstaltung musste wegen des schlechten Wetters abgesagt werden und so endete das WSF für viele nicht nur „lost in translation“, sondern auch „lost in space“.

Dieser Tag steht sinnbildlich für ein Forum, das sich losgelöst von lokalen Kämpfen und globaler politischer Richtung im luftleeren Raum zu ereignen scheint.  Die größte Kritik gilt sicherlich der schwachen Beteiligung von Aktivist_innen aus dem globalen Süden, die aufgrund hoher Kosten und verweigerter Visa nicht teilnehmen konnten. Doch auch die politischen Bewegungen aus Québec und Kanada, z.B. die indigenen Bewegungen gegen Extraktivismus, Housing- oder Migrationsaktivist_innen waren kaum vertreten und die Bevölkerung von Montreal wusste nichts von dem Forum. Ein kanadischer Aktivist sagte dazu: „wir Bewegungen aus Québec wurden nicht in den Organisationsprozess eingebunden. Als wir erfuhren, dass die Welt auf einen Tee zu uns kommen  würde, hatten wir gerade noch Zeit, die Wohnung aufzuräumen.“

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