Freitag, 28. Januar 2011

Margret Geitner berichtet für dieses Blog regelmäßig über ihre Eindrücke der Karawane Bamako-Dakar . (Alle Berichte)

Freitag, 28. Januar 2011

Die erste gemeinsame große Aktion der Karawane. Wir machen einen Trauermarsch durch Nioro. Niemand weiß, ob und wenn wann hier jemals eine Demo stattgefunden hat. Schon auf dem Weg zum Kundgebungsplatz erregen wir mit unseren Transparenten, StelzenläuferInnen, Flugblättern große Aufmerksamkeit: „Shut down Frontex“ „Für das Recht zu gehen und für das Recht zu bleiben“, „Kein Mensch ist illegal“, „Freedom of Movement“ – gemeinhin bekannte Forderungen. Aber hier sind sie ganz konkret. Durch Nioro kommen die Menschen, die gehen wollen und ihre Reise über Mauretanien gen Europa antreten und diejenigen, die aufgehalten und dann vom Roten Kreuz aufgepeppt werden. Alle hier haben eine Ahnung, worum es geht, viele kennen Menschen, die losgegangen sind oder es noch planen und einige vermissen ihren Familienangehörigen, die auf sich auf den Weg gemacht haben und sich seit Monaten oder Jahren nicht gemeldet haben. Später bei der Abschlusskundgebung wird ein Frau sehr eindrücklich und schockierend erzählen, dass sie wissen will, was mit ihrem Sohn ist, ob er noch lebt. Und bittet uns um Hilfe.

Wir laufen schweigend durch die Stadt. Menschen blicken uns interessiert und verwundert an, folgen, fragen, kommen mit zum Platz.

Dort hat die lokale Gruppe der AME auch für die Hitze vorgesorgt: Stühle wie auf einer Tribüne sind aufgebaut und darüber ein Sonnendach.

Angeklagt wird die Abschiebepolitik der EU, das Mitwirken Europas oder einzelner europäischer Länder. Spanien etwa hat den großen Abschiebeknast nahe Nouakchott in Mauretanien finanziert. Gesprochen wird über Frontex, über die Militarisierung der Außenpolitik. Geklagt wird über die brutale Politik der nordafrikanischen Staaten, die die Subsahara-Flüchtlinge nicht nur verhaften und zurückschieben, sondern schlagen, ausrauben und in der Wüste aussetzen.

Besonders eindringlich ist die Liste mit den 14.000 Toten an den Europäischen Grenzen und ein Tonaufnahme eines sinkenden Schiffes. Hier in einem Ort der Flucht, der Migration und der (unfreiwilligen) Rückkehr hören sich die Töne anders an, erschrecken und machen wütend.

Eine Frau bedankt sich ganz ausdrücklich bei uns, dafür, dass wir gekommen sind und dass wir uns dafür interessieren, was in diesem vergessenen Teil der Welt passiert. Sie erhält viel Beifall.

Als erstes werden wir an die 60 km entfernt Grenze zu Mauretanien fahren und eine Kundgebung abhalten.

Weitere Informationen auf der Seite Afrique-Europe-Interact.net