Montag, 31. Januar 2011

Margret Geitner berichtet für dieses Blog regelmäßig über ihre Eindrücke der Karawane Bamako-Dakar . (Alle Berichte)

Montag, 31. Januar 2011

Spät am Vorabend ist die andere Karawane eingetroffen. Um die 200 Menschen zumeist aus Kamerun, Togo und Burkina Faso. Der Morgen ist reserviert für ein erstes Kennenlernen und eine erste öffentliche Versammlung beider Karawanen. Anders als noch gestern geplant findet die aber nicht auf einem belebten öffentlichen Platz, sondern in einem theaterähnlichen Platz in der Nähe, der sich einerseits auszeichnet durch seine Schatten spendenden Bäume, andererseits aber auch von der Öffentlichkeit in Bamako nicht wahrnehmbar ist.

In dem großen Garten treffen wir auf studentische Organisationen von attac Togo, Unterstützungsgruppen für Abgeschobene aus Kamerun und Togo, Kleinbauernorganisationen aus Burkina Faso, die CADTM. Zentrales Thema heute ist Gentrifizierung, auch wenn es hier diesen komplizierten Begriff nicht gibt. Es geht darum, dass in den vergangenen Jahren viele Menschen wegen der beständig steigenden Preise aus den west- und zentralafrikanischen Städten vertrieben wurden und noch werden, die dann auf dem Land in der Nähe versuchen müssen, ein neues Leben aufzubauen.

Wir versuchen mit einem kleinen (halb)offiziellen Team die spanische Botschaft zu besuchen. Spielt doch Spanien eine sehr unrühmliche Rolle in dem Migrationsverhinderungsbusiness. Nach den Toten in Ceuta und Melilla 2005 begann Spanien vermehrt, sich in verschiedener Weise in Nord- und Westafrika zu „engagieren“. Unter anderem wurde Mali für wichtig genug befunden, mit einer echten spanischen Botschaft ausgestattet zu werden, die zudem eine spezielle Sektion für innere Sicherheit bzw. Migration enthält. Spanien soll Mali, so sagten uns andere, mit Hardware für die Grenzsicherung ausstatten und finanziert – wie bereits gesagt – das Abschiebelager nahe Nouakschott in Mauretanien. Dass die Guardia Civil und andere spanischen Sicherheitsbeamte, neben Frontex, insbesondere Marokko und Mauretanien dabei unterstützen, die Flüchtlinge daran zu hindern, sich auf dem Meer auf den Weg gen Europa zu machen, ist hinlänglich bekannt. Das Rote Kreuz sammelt dann ein wenig die Scherben auf, indem es an der Aufnahme der Refoulés nahe Nioro beteiligt ist.

Aber wegen der angeblich hohen Terrorgefahr werden wir bereits vom Sicherheitsbeamten an der Tür abgewimmelt. Auch beharrliche Versuche unsererseits, einfach zu bleiben, bis man ein Einsehen hat, verhallen ungehört.

Zurück zu Afrique-Europe-Interact. Langer Rede, kurzer Sinn. Wir gehen von der Versammlung in einer öffentlichen Demo auf der Straße zur Vertretung der Europäischen Union und protestieren gegen die unmenschliche Migrationspolitik der EU. …………..

In Mali gibt es ein Ministerium für MalierInnen im Ausland. In einem freundlicherweise recht spontan möglichen Gespräch mit dem Staatssekretär erklärt und der Staatssekretär, dass die etwa 120.000 MalierInnen in Europa quantitativ einen nur sehr geringen Teil der MalierInnen im Ausland ausmachen: Allein 2 Mio MalierInnen sind in die Elfenbeinküste migriert. . Auf die Frage, warum Mali das von Frankreich gewünschte Rückübernahmeabkommen bisher nicht unterzeichnete antwortete der Beamte: „In Frankreich leben 50.000 Malier als Sans Papiers. Die französische Wirtschaft braucht sie und nutzt sie. Wir fordern ihre umgehende Legalisierung. Frankreich aber hat uns angeboten, jährlich 1.500 MalierInnen ArbeitsmigrantInnen auf Zeit ins Land zu lassen, wenn wir das Rückübernahmeabkommen unterschreiben. Die 50.000 Sans Paiers aber würden zurückgeschoben. Das war keine Option für uns.“ Die bisherige Zusammenarbeit mit Deutschland beziehe sich auf die Ausbildung von Grenzpolizisten im Erkennen gefälschter Pässe. Mali nämlich hat bilaterale Verträge mit Mauretanien und Marokko für visafreie Ein- und Ausreise. Da werden malische Pässe durchaus attraktiv.

Weitere Informationen auf der Seite Afrique-Europe-Interact.net