Donerstag, 3. Februar 2011

Margret Geitner berichtet für dieses Blog regelmäßig über ihre Eindrücke der Karawane Bamako-Dakar . (Alle Berichte)

Donerstag, 3. Februar 2011

Die nächste Konferenz – dieses Mal in Tambacaunda erwartet uns. Schürfrechte und Bodenschätze sind das zentrale Thema. An den verschiedenen Zwischenstationen der Karawane haben örtliche Gruppen verschiedene Konferenzen und Zusammenkünfte organisiert, meist von lokalen NGOs oder auch lokalen oder regionalen PolitikerInnen. Heute treffen wir uns recht zentral auf einem Platz. Sonnenschutzdächer sind aufgebaut, Stühle aufgestellt, das Podium besetzt. Wie immer mit Männern. Berichtet wird von illegalen Landnahmen auch hier. Besonders betroffen ist gerade die Region nördlich von Timbuktu, in der Uran gefunden wurde. Um es abbauen zu können, müssen zunächst die kleinen Bauern von ihrem Land vertrieben werden. Der Widerstand der Kleinbauern mischt sich mit dem der Tuareg, die in dieser Region leben und immer wieder ist auch die Rede von Al Qaida, die ebenso ihre Interessen in und an dieser Region haben.

Wir entscheiden uns mit ca 100 Leuten eine kleine Demo durch Tamba zu machen. Wir spazieren auf einer Hälfte der Straße entlang. Ohne Eingreifen irgendwelcher Offizieller fließt der Verkehr weiterhin beinahe ungestört an uns vorbei. Aus der anderen Fahrspur werden nun eben zwei gemacht. So können wir demonstrieren und die Autos, Pferdewagen, LKWs und Fahrräder dennoch passieren. Wir erzählen durchs Mikrofon, wer wir sind und was wir wollen. Spontan finden sich zwei junge Männer, die wolof übersetzen. In vielen Gesprächen am Rande der Demo stoßen wir auf große Zustimmung. Fast alle haben entweder ein Familienmitglied, dass unterwegs ist oder waren selbst bereits auf dem Weg nach Europa oder sind noch in den Planungen. Vollständig normal und ein Teil des Lebens und ein Teil des Strebens nach einem besseren Leben ist Migration und läßt sich nicht aufhalten durch immer höhere Zäune…. Wie erklären wir aber, dass wir sie nicht am Gehen hindern wollen, ihnen aber sagen müssen, wie gefährlich der Weg mittlerweile an vielen Orten und auf vielen Strecken geworden ist?

Nach einer halben Stunde kehren wir um und demonstrieren zurück. Pour la liberté de circulation!!

Auf dem Platz läuft die Konferenz noch. Parallel dazu finden sich verschiedene kleine Gruppen zusammen. Die einen diskutieren über Alternativen, die lokale öffentliche Dienstleistungsgewerkschaft in ihrem Kampf für die Auszahlung ihrer Löhne zu unterstützen. Am Montag wollen sie erneut in Streik treten, um die fehlenden Monatslöhne ausgezahlt zu bekommen. Die lokalen Behörden behaupten, die Staatskasse sei leer und es gäbe schlicht kein Geld, sie auszuzahlen. Vielleicht wird es am Montag oder Dienstag eine Solidaritätsaktion in Dakar geben. Andere erzählen von der Situation junger Musiker in Burkina Faso, andere diskutieren über die verschiedenen an der Karawane teilnehmenden afrikanischen Gruppen, ihre Unterschiede, Kämpfe untereinander und Möglichkeiten und Grenzen von Bündnissen.

Heiterkeit bei unseren afrikanischen FreundInnen lösen die gemeinsamen Essen aus. Mittlerweile bekommen je fünf Leute eine gemeinsame Schüssel und essen aus dieser – mit der Hand. Für die afrikanischen Filmteams, die uns begleiten, eine willkommene Abwechslung zu den ansonsten sehr schweren Themen bei ihren Filmaufnahmen.

Weitere Informationen auf der Seite Afrique-Europe-Interact.net