Freitag, 4. Februar 2011

Margret Geitner berichtet für dieses Blog regelmäßig über ihre Eindrücke der Karawane Bamako-Dakar . (Alle Berichte)

Freitag, 4. Februar 2011

Als nächster Event und quasi Vor(Auftakt)Veranstaltung des Weltsozialforums wartet die feministische Konferenz von Kaolak auf uns. Der Platz, auf dem wir unsere Zelte und Netze aufgeschlagen haben liegt in einem Warenumschlagsviertel. Viele, viele LKWs stehen hier und warten darauf, dass ihre Waren verladen werden. Alle voller Erdnüsse. Säcke voll mit „unseren“ Snacks zum gemütlichen Fernsehabend….

Nach kurzer Verwirrtheit ob des Ortes spazieren wir los. Wir nutzen die Umwege auf dem Weg, um ein kleines Frühstück einzunehmen. In einem kleinen Laden gibt es Schokobaguette (ein halbes Brot in der Mitte aufgeschnitten und dünn mit einer sehr leckeren Schokocreme bestrochen) und daneben bietet ein rollendes Büdchen frischen Nescafe. Nestle hat hier in Westafrika in einigen Lebensmittelbranchen das ganz eindeutige Monopol. Schon in Bamako begleiteten uns Maggi-Fähnchen, Maggi-Plakate, Maggi-Aufkleber auf allen Straßen. Chaque femme est un etoile. Zynisch dieser Spruch, weiß man darum, unter welchen Bedingungen viele Frauen hier leben müssen. Aber wir könnten es zum Motto unserer feministischen Konferenz umdeuten – und damit gegen die Frau als Stern, wenn sie als Hausfrau funktioniert, wie uns der Schweizer Großkonzern versucht zu erklären.

Mehr als 300 Frauen aus zumeist afrikanischen Ländern lauschen den Begrüßungsworten der Organisatorinnen. Danach teilen wir uns in zahlreiche verschiedene Workshops auf. Von den Auswirkungen der Verschuldungskrise auf die Frauen, der Situation von Substistenzbäuerinnen, Kämpfen für eine rechtliche Gleichbehandlung von Fraueninteressen bis zur Diversität feministischer Konzepte und vieles mehr lauten die Themen. In unserem Workshop stellt eine senegalesische Feministin ihre Position des Feminismus vor, macht den Unterschied zwischen Frauenrechten und Feminismus auf. Danach folgen kleine Referate zum gleichen Thema aus europäischer und lateinamerikanischer Sicht. Später stellt eine Teilnehmerin die These auf, dass wir in feministische Theorien auch unsere jeweiligen Traditionen aufnehmen müssten und bezieht dies auf ihre Religion, den Islam und die Tatsache, dass sie eine Feministin sei, auch wenn sie ein Kopftuch trage… Traditionen an sich hätten keinen Wert, sie müssten immer auch auf ihren emanzipatorischen Gehalt geprüft werden, war das Gegenargument. Der tunesische Genosse bestätigt diese Position und bezieht sich dabei ganz explizit auf den Kampf gegen Homophobie. Großartig, wenn 30 Menschen über zwei Stunden in einem Raum sitzen, in mehreren Ecken Flüsterübersetzungen laufen, alle durchaus kritisch, aber immer solidarisch ihre Positionen diskutieren….

Spät am Nachmittag gehen wir zurück. Afrique-Europe-Interact trifft sich zu einer kleinen ersten Auswertungsversammlung. Manches hat nicht funktioniert. Organisatorische Probleme, Schwierigkeiten, zunächst 170, dann mehr als 500 Menschen von A nach B oder gar C zu bewegen. Mängel in unserer Öffentlichkeitsarbeit, zu wenig Zeit zum gegenseitigen Austausch. Vieles, das es besser zu machen gälte.

Kommunikation und Transparenz sind die Stichworte. Wie und in welchen Rahmen und von wem werden Entscheidungen getroffen? Wir werden sie kommuniziert und welche Eingreifmöglichkeiten gibt es und für wen?

Weitere Informationen auf der Seite Afrique-Europe-Interact.net