Dienstag, 8. Februar 2011

Der dritte Tag des Weltsozialforums in Dakar

Fotos: Stefan Thimmel

Das Organisationskomitee hat nachgezählt: Es sind TeilnehmerInnen aus 123 Ländern nach Dakar gekommen. Sowie aus Kurdistan und Palästina, darauf wird Wert gelegt. Migration, Ressourcensicherheit, die Revolten in Ägypten und Tunesien sowie ihre Strahlkraft für die arabische Welt sind bisher einige der vorherrschenden Themen. Viele Seminare, die die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen in den Mittelpunkt stellen, finden statt (nahezu keines davon am angekündigten Ort, aber dann doch irgendwie und irgendwo). Überhaupt: Die Frauen prägen auch das Bild des Sozialforums. Einmal stellen sie ganz offensichtlich die Mehrheit der TeilnehmerInnen, dann präsentieren viele ihre landwirtschaftlichen und handwerklichen Produkte und nicht zuletzt ist die afrikanische Buntheit der Kleider und Gewänder (teilweise auch der Männer) für europäische Augen beeindruckend.

Auch am zweiten Tag ist das organisatorische Durcheinander Herausforderung und Geduldsprobe zu gleich. Aber mittlerweile finden Veranstaltungen statt, oft improvisiert und ohne technische Hilfsmittel (Räume werden besetzt und gegen Mathematik-Studierende verteidigt), aber zumindest die internationalen NetzwerkerInnen unter den ForumsteilnehmerInnen selbst-organisieren sich und immer öfter ist zu hören: die Veranstaltung war sehr gut. Apropos gut organisiert: das sind auch die ca. 500 Marokkaner (die vom Innenministeriums ihres Landes unterstützt), nach Dakar gereist sind und die am Montag massiv eine Solidaritätsveranstaltung mit dem saharauischen Volk störten, dabei auch handgreiflich wurden. Jetzt wird ihr Ausschluss vom Forum gefordert und die Veranstaltung, die abgebrochen werden musste, soll am Mittwoch wiederholt werden. Hier wird klar, dass das Weltsozialforum trotz aller Buntheit und Folklore kein Ort ist, der frei von Konflikten ist.

Eine weitere Qualität des Forums ist auch wieder, dass man Informationen zu nicht allem, aber zu fast allem haben kann, „wenn man sie denn haben will“, so ein Teilnehmer. Und am Beispiel der Karawane Bamako-Dakar wird deutlich, welchen Wert das Forum für die Vernetzung der vielen westafrikanischen sozialen Bewegungen hat, die zwar Nachbarn sind, aber doch meistens an unüberwindlichen Hindernissen scheitern.