Mittwoch, 9. Februar 2011

Fotos: Stefan Thimmel

Der vierte Tag des Weltsozialforums in Dakar

Das Forum sozialisiert sich und verbindet Welten, die ohne das organisatorische Chaos (das mittlerweile für nicht wenige mehr als ärgerlich ist), so nicht zusammengekommen wären. Am Morgen des vierten Tages in Dakar überzeugte Birgit Daiber, die Büroleiterin der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Brüssel, den Rechtsprofessor der Universität Cheikh Anta Diop davon, dass er seine Vorlesung über Römisches Recht, die genau in dem Raum stattfinden sollte, der für das Seminar der Stiftung über das Projekt Basic Income Grant (BIG) in Namibia reserviert war, zumindest zur Hälfte ausfallen ließ und so erfuhren die senegalesischen StudentInnen etwas über das Experiment eines bedingungslosen Grundeinkommens in einem afrikanischen Land und die TeilnehmerInnen (zumindest einige davon) konnten etwas über Römisches Recht lernen. Ebenso eine kleine Erfolgsgeschichte wie die des zweiten Seminars der Stiftung an diesem Tag.

Auch die Veranstaltung über Wachstum (Growth-Degrowth-Transition) fand statt. Dieses Mal wurde ein leerstehendes Zelt besetzt und ExpertInnen und AktivistInnen aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa diskutierten zwischen fußballspielenden Jugendlichen und singenden Schulklassen die Probleme und Chancen, den Wachstumsbegriff neu zu definieren. Insofern hatte die Rosa-Luxemburg-Stiftung, die fast alle ihre Veranstaltungen als Teil des Forums auf dem Universitätsgelände geplant hat – und hier irrt der taz-Kollege: die Stiftung hatte nur einige Wiederholungen bzw. Modifikationen ihrer Veranstaltungen sowie eine kulturelle Veranstaltung in ihrem lokalen Büro vorgesehen, alle anderen Angebote sind Teil des öffentlichen Programms des Forums auf dem Universitätsgelände in Dakar – am heutigen Tag eine Erfolgsquote von 100 Prozent, jede Menge Zuspruch und entwickelte neue Bildungsbausteine (siehe Römisches Recht und BIG). Grundsätzlich nimmt der Unmut über die Belegung der versprochenen Räume durch den (wegen eines Studierenden-Streiks verlängerten) Unibetrieb aber ebenso zu wie der Anteil der Händler, die Holzelefanten, buntbemalte kleine Holzbusse und Tücher, Tücher, Tücher verkaufen. Insofern ist der völlig überfüllte Campus dreigeteilt: ForumsteilnehmerInnen, StudentInnen und HändlerInnen wetteifern um die Plätze und arrangieren sich dann doch. Dass viel an Substanz dabei verloren geht ist offensichtlich. Und so mancher Teilnehmende wird sich fragen, ob sich die zum Teil sehr teure, sehr weite und für nicht wenige sehr beschwerliche Reise nach Dakar gelohnt hat.