Donnerstag, 10. Februar 2011

Foto: Stefan Thimmel

Der vorletzte Tag des Weltsozialforums in Afrika:

die organisierte internationale Linke trifft die afrikanischen sozialen Bewegungen und ist einigermaßen irritiert. Das kann aber auch einen „hohen pädagogischen Wert“ haben für die zukünftige Zusammenarbeit und die Sicht auf Afrika, wie ein deutscher Vertreter der internationalen ökumenischen Bewegung meinte. Das wurde auch beim Seminar über die Befreiungstheologie offensichtlich, das die Rosa-Luxemburg-Stiftung als Side-Event zum WSF in den Räumen ihres Regionalbüros in Dakar organisierte. Im völlig überfüllten Versammlungsraum der Stiftung diskutierten Ulrich Duchrow, deutscher Theologe, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von Attac Deutschland und Teil der Rosa-Luxemburg-Delegation und Serigne Mansour Sy Jamil, einflussreicher muslimischer Theologe aus dem Senegal die „muslimische Befreiungstheologie“ und die Potenziale einer am Schlüsselbegriff „Justice“ orientierten Solidarität zwischen progressiven Christen und Muslimen. In einem weiteren Seminar der Stiftung in ihrem Büro über Hungerkrisen und Ernährungssicherheit mit Vertretern aus dem Senegal, Venezuela, Indien, Südafrika und Deutschland wurden konkrete Alternativen der solidarischen Ökonomie vorgestellt und diskutiert. Auf dem Campus fanden an diesem Tag – neben einzelnen Veranstaltungen, die nachgeholt werden konnten, weil endlich Räume zur Verfügung gestellt wurden – hauptsächlich die Versammlungen der Bewegungen statt. So z.B. der Klima-, der Wasser-, der Habitat-Bewegungen oder auch die Vollversammlung der afrikanischen Bewegungen und der Frauen. Und diese traditionell am vorletzten und letzten Tag der Weltsozialforen tagenden Versammlungen konnten wirklich stattfinden, für sehr viele der angereisten Netzwerker aus den 123 Ländern sind diese Strategie- und Perspektivtreffen der wichtigste Teil des Forums. Zunehmend prägten auch mehrere Demonstrationen so z.B. der Saharaouis und der Sans Papiers die Atmosphäre auf dem Universitätsgelände. Und natürlich wurde gespannt auf Neuigkeiten aus Ägypten gewartet. Für den morgigen Abschlusstag ist eine Großdemonstration zur ägyptischen Botschaft in Dakar geplant. Trotz aller organisatorischen Schwierigkeiten, die immer noch nicht überwunden sind, standen an diesem Tag aber endlich mehr die Inhalte und die Bedeutung des Forums für die afrikanische Zivilgesellschaft im Vordergrund. Sehr oft war zu hören, dass die Bedeutung des Forums für die Demokratisierungsprozesse in Afrika nicht hoch genug einzuschätzen ist. Welche Katalysatorwirkung das Forum für den Senegal haben wird, ist noch schwer auszumachen. Viele lokale AktivistInnen gaben in Gesprächen aber immer wieder die eine Botschaft mit: es wird etwas verändern und sie sind unendlich froh, dass das Forum im Senegal stattgefunden hat. Gerade jetzt in der Zeit des Aufbruchs in Afrika.