The revolution needs ist own media!

Von Silke Veth

The revolution needs ist own media!, So eine Aktivistin des Medienprojektes Mosireen aus Kairo. Wer erfahren wollte, wie dies aussehen kann, welche guten gemeinsamen Erfahrungen in free media – Initiativen gemacht, mit welchen Schwierigkeiten aber auch die Macher_innen tagtäglich konfrontiert sind und welche gemeinsamen Projekte möglich sind, war beim Seminar „Alternative Media and Power of Revolution – as part oft the Free Media Forum“ richtig. In einer ersten Präsentations- und Diskussionsrunde standen Medienprojekte aus Tunesien und Ägypten im Mittelpunkt: Radio Regueb (www.radio3r.net) unterstützt mit seinem Programm junge Hörer_innen in der Region Sidi Bouzid. Radio Tram, ein kommunales Radio in Alexandria, sendet seit Juli 2011. (www.radiotram.com). Blech7es  (Studio), was so viel wie lauter Raum heißt, ist ein offenes Studio für Musiker_innen, so wie auch schon bei Radio Regueb ehrenamtlich ohne externe Finanzierung. www.blech7es.org

Das Medienprojekt Mosireen hat seit 2011 ein bemerkenswertes „Archiv der Revolution“ aufgebaut, das aus hunderten von Videos von Personen besteht, die ihre Beiträge an Mosireen geschickt haben. Daraus entstand wie es eine der Videoaktivistinnen formulierte, ihre „kollektive Arbeit“. Ihre Videos sind durchaus sehr unterschiedlich: während die einen, oft brutal und schonungslos, Übergriffe des Militärs zeigen, ermutigen andere durch die Darstellung von Widerstand oder auch die künstlerische Aufarbeitung der Entwicklungen in den vergangenen beiden Jahren. Darüber hinaus bieten sie Trainings und Workshops zur Nutzung von sogenannten „civil media“ auf einer pay-as-you-can-Basis an und betreiben das Tahrir-Cinema. Kazeboon, ebenfalls  aus Kairo, was so viel wie Lügner bedeutet, hat sich Ende 2011 gegründet. Mit öffentlichem Screening von Videos an Häuserwände, mit Demonstrationen und über Social Media machen sie auf die Machenschaften des Militärs aufmerksam. Ziel von Kazeboom ist, so eine ihrer Aktivistinnen, „dem Militär die Macht zu entziehen und den Tahir Platz in jede Nachbarschaft zu bringen“. www.facebook.com/3askar.Kazeboon; www.youtube.com/3askarKazeboon; twitter.com/3askarkazeboon Beide Videoprojekte stellten am Abend noch in einem öffentlichen Sreening auf dem Campus ihre Arbeiten vor.

Weitere praktische Projektbeispiele folgten im zweiten Teil des Seminars. So schilderte Victor Nzuzi Mbembe, Farmer und Journalist die Situation in seiner Heimat DR Kongo und stellte seine Beiträge im Land-Radio Ku Buala und Vuvu Kieto und dem Fernsehsender de Mbanza Ngungu über Landfragen, Ressourcenausbeutung, climate change, Migration  vor. Er problematiserte auch den starken Einfluss christlicher Kirchen auf die kommunalen Radios. Wirklich unabhängige und von unten organisierte kommunale Sender gibt es seiner Ansicht nach  in der DR Kongo nur wenige. Weitere Radiomacher_innen aus Mali und aus Brasilien stellten ebenfalls ihre Arbeit mit all den gesetzlichen und finaziellen Hürden, aber auch mit den Erfolgen vor.

Auch in diesem von der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisierten Seminar, wie schon im gestrigen RLS-Seminar „Effects of European Migration politics on North and Western Africa“, wurden die Beiträge in einem Livestream übertragen. So konnte im Rahmen von „Tunis Extended“, das personell auch stark von der Rosa-Luxemburg-Stiftung unterstützt wird, den Menschen, die nicht beim WSF sein können, die Gelegenheit verschafft werden, sich per Skype in die Diskussion einzuschalten.