Workshop: „Challenging Oligarchies“

Wenn von Oligachien die Rede ist, dann denken die meisten Leute an unheimlich Reiche in arabischen Ländern, in Russland oder in der Ukraine, die große Teile der Gesellschaft bzw. die Mehrheitsgesellschaft kommandieren können. Nun gibt es allerdings die extrem Reichen und derartige Machtstrukturen auch in anderen Ländern dieser Welt – wie in der Türkei, in Frankreich, in Deutschland und in den Vereinigten Staaten. Wenn z. B. die Ratingagenturen griechische Staatsanleihen als wertlos erklären, die Banken ihnen folgen und so ein Staatsbankrott droht, dann zeigt sich Oligarchieherrschaft.
Hervé Kempf hat sich mit der Frage befasst, warum gesellschaftliche Minderheiten soziale Ungleichheit erhöhen und die Umwelt zerstören können. Sein Konzept der Oligarchie stützt sich wesentlich auf Veblen. Wenn man sich hingegen von der Marxschen politischen Ökonomie ausgeht, kann von „Kapitaloligarchie“ gesprochen werden, wenn sich gesellschaftliche Gruppen bilden, deren Kern das Finanz-
kapital ist: Das kollektive Kapital von Gruppen der mächtigsten Industrie- und Geldkapitalisten. Damit ihr Finanzkapital erfolgreich akkumulieren kann, organisieren diese Kapitalisten bzw. ihre Manager Kooperationen mit Funktionären der «Politik», «der Verwaltung», «des Militärs», «der Kultur und Wissenschaft», «der Medien», «des Rechts», «der Beratung und Buchführung» und «der Zivilgesellschaft» umfassen. Die Kooperation lohnt sich für all diese und stützt sich wesentlich auf Megaprojekte, die der Profitmaximierung und Herrschaftssicherung dienen.
Die Beteiligten legitimieren ihr Tun – so wie die Regierenden insgesamt – mit «notwendigem Wachstum».
Akgün Ilhan und Ercan Aboyga haben das an konkreten Projekten in der Türkei erklärt, an der „Weltmetropole Istanbul“, am Bosporus-Projekt und am Ilisu-Staudamm. Diese gehen mit gravierenden Eingriffen in das Leben der Regionen und der Ökosysteme einher. Ihre zerstörerischen Folgen sind nicht absehbar, aber gewiss und teilweise bereits Realität. Vor allem sind sie mit massiven Repressionen gegen die KritikerInnen und sich Widersetzenden verbunden. Aber die machen weiter!

Gemeinsam haben wir herausgearbeitet, dass lokale und regionale Kämpfe nur bei nachhaltiger Vernetzung auf allen Ebenen erfolgreich sind. Dauerhafte und wachsende solidarisch-emanzipative Kooperationen sind die einzige Chance im Kampf gegen Kapitaloligarchien. Sie können nur gelingen, wird gleichzeitig an gesellschaftspolitischen Alternativen gearbeitet. Gerade deshalb ist ja das Weltsozialforum so wichtig.