Brasiliens neue Linke schwer getroffen

Die Medienresonanz auf das Weltsozialforum 2018 ist bescheiden. Dafür gibt es viele Gründe, Francisco Marí von Brot für die Welt nennt einige davon. Eine bemerkenswerte Ausnahme ist Martin Kauls wunderbare Reportage in der heutigen taz um den Protagonisten Wagner Moreira (o.) von der Wohnungslosenbewegung Bahia (MSTB), unserem wichtigsten Partner vor Ort.

Die MSTB strebt für ihre Basis menschenwürdige Wohnverhältnisse an, so genannte „Territorien des Guten Lebens“. Zusammen mit anderen urbanen Bewegungen aus Brasilien, Argentinien, Chile und Kolumbien hat sie sich zum Netzwerk „Urbaner Widerstand“ zusammengeschlossen, einem wichtigen Teil einer sich neu formierenden Linken, die horizontaler und autonomer agiert als ihre Vorgänger.

Ihr prominentester Vertreter ist Guilherme Boulos von der Wohnungslosenbewegung MTST mit Hochburg in São Paulo, ebenfalls eine RLS-Partnerorganisation. Vor kurzem hat Boulos angekündigt, zusammen mit der indigenen Aktivistin Sonia Guajajara für die kleine Linkspartei PSOL (Partei für Sozialismus und Freiheit) in den Präsidentschaftswahlkampf zu ziehen.

Auch am zweiten Tag nach der Hinrichtung der charismatischen PSOL-Stadträtin Marielle Franco (o.) in Rio stehen nicht nur unsere brasilianischen Genoss*innen unter Schock. Angesichts der kritischen Menschenrechtslage, die sich unter der illegitimen Regierung von Michel Temer drastisch verschärft, hat der Podemos-Abgeordnete Miguel Urbán im Europäischen Parlament gefordert, die Verhandlungen über ein Freihandelabkommen zwischen der EU und dem Mercosur auszusetzen.

Eine Ahnung von der Vielfalt des Forums vermittelt der WSF-Blog der jungen welt.