Klimagerechtigkeit, Vampirverträge, Autogesellschaft, Strafvollzug, Theater der Unterdrückten und mehr

 

Von Gerhard Dilger*

„Widerstand“ und „kreative Transformation“ lauten programmatische Schlüsselbegriffe des diesjährigen Weltsozialforums (WSF) in Salvador da Bahia. Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich aber auch die Arbeit des RLS-Regionalbüros in São Paulo – und unser Programm auf dem WSF.

Widerstand gegen die so genannten Freihandelsverträge im Interesse transnationaler Konzerne – wir reden wie die Attac-Intellektuelle Susan George lieber von „Vampirverträgen“: Sobald sie das Tageslicht erblicken, stehen die Chancen gut, dass sie in sich zusammenfallen. Aktivist*innen und Gewerkschafter*innen aus der Region denken zusammen über Strategien gegen das Abkommen EU-Mercosur nach, das gerade aushandelt wird.

Widerstand aber auch gegen die Dominanz des individualisierten Autoverkehrs, der Metropolen wie Salvador tagtäglich zu ersticken droht. Der US-Autor und Fahrradaktivist Andy Singer präsentiert sein Werk „CARtoons“ und berichtet vom zähen Ringen städtischer Basisgruppen für Fahrradwege, auf einem RLS-Panel werden verschiedene Beispiele für kostenlosen öffentlichen Nahverkehr vorgestellt.

Widerstand ist vor allem gegen den tödlichen Rassismus angesagt, der weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit allein in Brasilien Jahr für Jahr Zehntausende schwarze Jugendliche aus den Armenvierteln das Leben kostet – andere darben unter unmenschlichen Verhältnissen in überfüllten Gefängnissen. Unsere Partner von der lokalen Organisation Ideas richten dazu mehrere Veranstaltungen aus. Und die Jugendlichen der Wohnungslosenbewegung von Bahia (MSTB) setzen lebendiges Forumtheater in der Tradition von Augusto Boal dagegen. Unterstützt werden sie dabei vom senegalesischen RLS-Partner Diol Mamadou.

Klimaaktivist*innen aus aller Welt, darunter der frischgebackene LINKEN-MdB Lorenz Gösta Beutin, debattieren über Alternativen zum Grünen Kapitalismus. Und darüber, wie sich die Linke weltweit neu aufstellen müsste, um wieder attraktiver zu werden. Wagner Moreira aus Salvador etwa meint: „Wir dürfen nicht sehnsüchtig zurückblicken, sondern müssen versuchen, eine neue progressive Ära aufzubauen. Das Weltsozialforum wird uns die Möglichkeiten geben, den Kurs der Linken neu zu bestimmen“.

Am gestrigen Dienstag begann das Forum mit einer Pressekonferenz und einer bunten Auftaktdemonstration. Tausende zogen durch Salvadors Innenstadt – für, wie es der mexikanische Subcomandante Marcos ausgedrückt hat, eine antikapitalistische „Welt, in die viele Welten passen“.

 

*Gerhard Dilger leitet das RLS-Regionalbüro in São Paulo